Fragen rund um #EthicsInSearch?
Wer führt das Projekt #EthicsInSearch – Ethik der Internetsuche durch?
#EthicsInSearch ist ein Projekt der Open Search Foundation, einem gemeinnützigen Verein mit Sitz in Starnberg.
Maßgeblich an den Diskussionen rund um die ethischen Aspekte der Internetsuche und der Entstehung der Projektergebnisse ist die Fachgruppe Ethik der Open Search Foundation mit Mitgliedern aus Forschung und Praxis.
Gefördert wird das Projekt #EthicsInSearch – Ethik der Internetsuche von der Stiftung Mercator.
Warum braucht die Internetsuche ethische Leitplanken?
Ein Leben ohne Internetsuche ist heute kaum noch vorstellbar. Gleichzeitig ist die Internetsuche heute so fest in unseren Alltag, in unsere Arbeits- und Lebenswelt eingebettet, dass wir nicht mehr darauf verzichten können. Sie ist einerseits eine großartige Errungenschaft des Internetzeitalters. Aber: Für diese blitzschnelle Verfügbarkeit von Informationen zahlen wir aktuell einen hohen ethischen Preis. Dazu gehören potenzielle Überwachung und Tracking, Diskriminierung, algorithmische Verzerrungen oder mögliche Beeinflussung von Suchergebnissen und menschlichem Verhalten.
Hohe Marktkonzentration
Hinzu kommt, dass der Markt der Suchmaschinen sich auf nur vier Anbieter weltweit konzentriert: Google ist mit Abstand die weltweit meistgenutzte Suchmaschine. Weltweit laufen darüber rund 90 Prozent aller Suchanfragen. Danach folgen mit geringen Anteilen Suchmaschinen wie Bing, Yandex, Baidu, Ecosia, DuckDuckGo. Damit dominiert eine Suchmaschine die Art, wie und zu welchen Bedingungen wir im Internet suchen. Diese Ansammlung von Macht und Daten in der Hand eines einzigen Konzerns in einem weitestgehend unregulierten Markt kann eine Gefahr darstellen für unsere demokratische Gesellschaft. Auch die zugrundeliegenden Datenpools, sogenannte „Webindexe“ – Verzeichnisse des WWW – sind proprietär in der Hand der vier Konzerne Google, Bing, Yandex und Baidu.
Was hat die Ethik damit zu tun?
Das Problem ist ein übergreifendes und muss als solches fachübergreifend gelöst werden. Da reicht es nicht, „nur“ den Markt zu regulieren oder „nur“ Gesetze zu schaffen oder „nur“ einen unabhängigen Suchindex zu entwickeln, wie es die Open Search Foundation fordert und fördert. – Wir brauchen alles zusammen und dazu eine solide ethische Basis, die auf demokratischen Werten fußt.
Zwar scheint der Vorsprung der Plattform-Monopole uneinholbar und ethische Werte sind bisher auf der Strecke geblieben. Jetzt, mit neuen Regulierungen der EU, mit dem Entstehen eines offenen Suchindex, mit neuen Suchmaschinenkonzepten, die sich auf den Markt wagen, bietet sich jedoch die Chance, menschenzentrierte Werte in der Internetsuche zu verankern.
Wir sagen: „Ethics by Design“ ist nötig – ethische Standards sollten von Anfang an fest eingebettet werden. Mit dem Projekt #ethicsinsearch ethische Grundlagen liefern, einen Rahmen schaffen für die Erforschung und Diskussion ethischer Fragen im Bereich der Internetsuche.
Worum geht es bei #ethicsinsearch genau?
Gemeinsam mit Fachleuten und Forscher:innen aus Wissenschaft, Organisationen und Bürgergesellschaft wollen wir eine werteorientierte Vorgehensweise für die Internetsuche entwickeln. Wir wollen Fragen stellen, ethische Knackpunkte benennen, konkrete Lösungen erarbeiten und deren Umsetzung anstoßen.
Im Rahmen des Projekts #ethicsinsearch wollen wir relevante ethische Fragestellungen identifizieren wie: Welche ethischen Werte sind für die Internetsuche von Bedeutung? Welche ethischen Fragen und Zielkonflikte lassen sich identifizieren? An welchen Schnittstellen kann, an welchen Stellen muss sich die Ethik in die Internetsuche einmischen? Welche ethischen Probleme können über Open-Search-Ansätze gelöst werden? Wer darf wie profitieren? Wem gehören die Daten? Wie bringen wir die Werte in den offenen Suchindex? Wo liegen die „No Go“s – also die nicht-verhandelbaren ethischen Prinzipien, die festlegen, was mit Suchmaschinen nicht gemacht werden darf?
Davon ausgehend werden wir dann Handlungsempfehlungen für den Umgang mit und den Betrieb von Suchmaschinen und für die Entwicklung eines offenen Webindex erarbeiten.
Noch ein Projekt für digitale Ethik? Muss das sein?
Jetzt auch noch die Ethik der Internetsuche? Wir sagen: Ja. Zwar hat es das Thema digitale Ethik hat erfreulicherweise auf die Agenden geschafft. Aber:
… Die Ethik der Internetsuche spielt dort in der Regel keine Rolle. Fast immer wird dabei vergessen, dass auch die Internetsuche algorithmenbasiert ist, und dort schon lange ungehindert und ungehemmt gegen viele europäische Grundwerte agiert wird. Dass demokratische Werte, die anderweitig aufwändig untersucht und propagiert werden, bei der Internetsuche mit Füßen getreten werden. Es ist also höchste Zeit, dass das Thema auf die Agenden der Ethik-Forscher:innen und Expert:innen kommt.
… Ethiker:innen sind in vielen Digitalkommissionen in der Minderheit. Stattdessen prägen häufig Vertreter aus Industrie und Lobbyisten diese Runden.* Wir sind sicher: Das kann eine divers zusammengesetzte #ethicsinsearch-Community besser.
Grundsätzlich gilt: Mit #ethicsinsearch wollen wir nicht zwangsläufig neue ethische Maßstäbe „erfinden“, sondern bestehende ethische Grundsätze für die Internetsuche übersetzen und auf sie anwenden. Es ist anzunehmen, dass die Ethik der Internetsuche stellenweise spezifische Fragestellungen und Antworten erfordert. Diese gilt es zu erforschen. Und dafür müssen spezifischen Lösungen gefunden werden.
*So bestand zum Beispiel die High-Level Expert Group on Artificial Intelligence (HLEG AI), die Expertengruppe, die die Ethikrichtlinien im Umgang mit Künstlicher Intelligenz für die EU erarbeitet hat, aus vier Ethikern und 48 Nicht-Ethikern. Von den Nicht-Ethikern waren die meisten Vertreter der Industrie.
Mit Ausgaben von 5,75 Millionen Euro pro Jahr für Lobbyarbeit ist US-Marktführer Google Lobby-Spitzenreiter in Brüssel, gefolgt von Facebook (5,5 Millionen) und Microsoft (5,25 Millionen).
Kann ich mitmachen?
Ja. Forscher:innen und Praktiker:innen aus unterschiedlichen Fachgebieten können in den sechs Fachgruppen der Open Search Foundation mitarbeiten, auch in der Fachgruppe Ethik. Im Rahmen der Fachgruppe wollen wir gemeinsam mit Fachleuten aus Wissenschaft, Unternehmen und Bürgergesellschaft ethische Rahmenbedingungen für die Internetsuche erarbeiten. Wichtige Aspekte dabei sind das Anstoßen von Forschungsprojekten rund um #ethicsinsearch, die Veröffentlichung von Fachbeiträgen und der Anstoß einer Diskussion in der Öffentlichkeit.
Fachgebiete können zum Beispiel sein:
Ethik inkl. Digital Ethics, Data Ethics, Ethik der KI …
Philosophie/Soziologie (der Technologie)
Digital Humanities, Humanistic Digital Innovations
Theologie
Pädagogik
Corporate Digital Responsibility
Technologiefolgenabschätzung
Technologische Nachhaltigkeit
Algorithmic Bias
Digitale Daseinsvorsorge
…